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Dienstag, 8. Dezember 2015

Liebe

Es ist schon eine verflixte Sache, mit den Gefühlen. Sie sind nicht so recht zu beeinflussen, passieren einfach. Kleinigkeiten lassen die Gemütslage aus den Schienen springen, bringen das Fass zum Überlaufen oder verursachen Tränen der Freude. Aber wem erzähle ich das? Als Werderfan ist man es gewohnt, zwischen "Himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" binnen weniger Sekunden wechseln zu müssen. 

Ich liebe meinen Verein bedingungslos, wirklich. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Das schafft kein Wiesenhof, keine Derbyniederlage. Nicht mal ein Abstieg würde bewirken, dass ich mir "einen Neuen" suche. Ich werde mit diesem Verein durch dick und dünn gehen. Auch weiterhin. Und solange wir nicht von irgendeinem Milliadär von sonstwo gelenkt werden, wird diese Liebe und diese Hingabe auch kein Ende finden. Einen Lieblingsverein wechselt man halt nicht. 
Es muss aber erlaubt sein, seine große Liebe zu kritisieren und zu hinterfragen. Gerade dann, wenn man merkt, dass etwas schief läuft.
Momentan haben wir genau diese Situation. Werder steht auf Platz 15 und stellt das schlechteste Heimteam der Liga. Dabei war das Weserstadion mal eine Festung, die selbst Olli Kahn an den Rande der Verzweiflung brachte. Mittlerweile ärgern wir "die Großen" nur noch selten. Aber so ist das eben, wenn ein paar Jahre keine Diegos oder Micouds an die Weser wechseln. Kann ich mit Leben.
Ich kann auch damit Leben, Spiele zu verlieren. Meinetwegen auch sechs in Folge. Es ist Sport und im Sport ist ein Team eben besser als das Andere. 
Ich habe allerdings ein enormes Problem damit, wenn die Gründe des Verlierens andere sind. Probleme, die nur sekundär etwas mit Sport zutun haben. Und da geht die ganze Scheiße (sorry!) los. Deshalb Folgendes:

Liebe Spieler des SV Werder Bremen,

ich kann mir vorstellen, dass es etwas Tolleres gibt, als derzeit für Werder auf dem Platz zu stehen. Die Zeiten sind nicht leicht und.. moment, falscher Ansatz.

Jungs,

keiner von uns Fans kann sich etwas Tolleres vorstellen, als für den SV Werder auf dem Paltz zu stehen. Niemand von uns ist dazu in der Lage, deshalb stellen wir uns an die Seite und geben von dort aus unser Bestes. Das ist unser Ding. Ihr kickt, wir singen, hüpfen, klatschen, brüllen. In guten, wie in schlechten Zeiten.
Momentan sind es eher schlechte Zeiten. Dennoch fahren Tausende von uns zu jedem Auswärtsspiel. Heimspiele sind so gut wie immer ausverkauft. Ob der Gegner nun Ingolstadt oder Bayern heißt. Woran das liegt? Ich will ehrlich sein: Nicht an euch.
Wir kommen, weil wir uns dem Verein SV Werder Bremen verschrieben haben. Weil wir irgendwann mal unser Herz an diesen Verein verloren haben. 

Einigen von euch ist vielleicht nicht klar, was dieser Verein für uns bedeutet. Klar scheint nur zu sein, dass er uns mehr bedeutet, als euch. Anders kann ich mir eure Haltung, eure Körpersprache auf dem Platz, euren fehlenden Einsatz, euer ständig gleiches Phrasengedresche (Clemens ausgenommen), eure Mutlosigkeit und eure "Leistung" im Derby nicht erklären. 
Schaue ich mir an, wie einige Woche für Woche über den Platz stolzieren, wird mir übel. So übel, dass ich Samstags am liebsten Musik aufdrehen und nichts von euch sehen oder hören möchte. 
Aber das kann ich nicht. Weil ich diesen Verein nicht euretwegen ausgesucht habe. Ich bin kein Werderfan, weil ich einen speziellen Spieler toll finde. Ich bin Werderfan, weil Werder. Und was ihr derzeit im Namen Werders auf den Platz bringt, ist eine absolute Frechheit. Sowohl dem Verein, als auch uns gegenüber. Und darüber solltet ihr mal nachdenken. 
Ihr könnt Spiele verlieren. Ihr könnt sogar einen Haufen Spiele verlieren. Habt ihr jemals gesehen, was bei anderen Vereinen von den Rängen kommt, wenn es dort so schlecht läuft wie bei uns seit Jahren? Habt ihr das jemals in Bremen erlebt? Nein? Dann fragt euch mal, wieso das so ist.

Ihr genießt das Privileg extrem treue, geduldige und nachsichtige Fans an eurer Seite zu wissen. Wir stehen auch in ganz schlechten Zeiten noch ewig lang im Gästeblock und singen, bloß damit ihr wisst, dass ihr mit der Situation nicht allein seid. Damit ihr wisst, dass wir zusammen durch die Scheiße marschieren. 

Zahlt diese bedingungslose Liebe doch endlich zurück. Legt euch doch endlich für den Verein und für uns ins Zeug. Wo ist die kämpferische Einstellung der letzten Saison hin? Wo ist der Ärger über Niederlagen? Wo ist der sportliche Ehrgeiz? 
Ich will niemandem absprechen, nicht gewinnen zu wollen. Man sieht es derzeit bloß nicht. Man kann nicht erkennen, weshalb ihr dort unten steht, wo so ziemlich jeder von uns für sein Leben gern stünde. 
Niemand verlangt von euch, dass ihr durch die Bundesliga marschiert und jedes andere Team aus dem Stadion schießt. Im Gegenteil: Ihr dürft sogar verlieren. Wir sind realistisch genug, das zu verkraften. Ihr müsst aber zumindest alles geben. Zeigt uns, dass ihr diesen Verein genau so wenig vor die Wand fahren wollt, wie wir. Nehmt den Kampf bitte endlich an.

Samstag gegen Köln. Enttäuscht uns nicht schon wieder. 

Nur der SVW

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