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Sonntag, 13. September 2015

Feels like magic

Werder gewinnt gegen Hoffenheim. Eine Schlagzeile, die wir in den letzten Jahren immer wieder lesen durften. Heute schmeckt der Sieg im Dorf ganz besonders süß. Nicht, weil Werder so unglaublich überragend gewesen wäre oder den Gegner über 90 Minuten vorführte. Nein. Weil dieses Werdergefühl auf einmal wieder da ist. Dieses Gefühl von vor ein paar Jahren. In Hoffenheim feiern wir einen echten Werdersieg.


Was für ein Spiel in Sinsheim. Werder in Halbzeit eins klar besser. Geht verdient mit 1:0 in die Pause, kommt frohen Mutes aus der Kabine und kassiert direkt den Ausgleich. Werder eben. Danach eine Menge taumeln, vereinzelte Vorstöße, mehr Kampf und Krampf als Glanz und Gloria. Als Hoffenheim drauf und dran ist Werder in Rückstand zu schießen, wechselt der Glatzkopf auf der Trainerbank überraschend Claudio Pizarro für den Sturm ein. Ein Pass, ein Blick, ein Pass - Toni trifft. Dass Werder dann nochmal nachlegt und "Hoffe" das Messer genau ins Herz rammt, verkommt zur Nebensache. Zu Überragend war das Tor zum 2:1.
Das alles liest sich wie in alten Zeiten. Gut, damals wären Augenbrauen nach oben geschnellt, wenn von "Hoffenheim" in Liga eins die Rede gewesen wäre. Dennoch haben der haararme Trainer, die Lichtfigur im Sturm und sein Partner Toni einige Gefühle aus längst vergangenen Tagen hervorgebracht.


"Der ist eben auch eine Legende"



Natürlich heißt unser Trainer heute nicht mehr Thomas, sondern Viktor. Und Toni hat Oberarme statt Bäuchlein. Dennoch ist es ein bisschen schön, diese Konstellation "wiederzusehen". Scheinbar haben Pizarro und Ujah, der sich im Skyinterview übrigens als großer Fan seines neuen Kollegen outete, eine Menge Spaß zusammen. Das kann eigentlich nur gut sein. Dass sie sich auch auf sportlicher Ebene verstehen, zeigte das 1:2. Guter Pass, abgeklärter Abschluss. Werder wieder vorne, an Board bitte alle einmal durchdrehen.
Pizarros Einwechslung sei mutig gewesen, hieß es hinterher. Mutig? Na gut, Werder war zur Zeit des Wechsels nicht besonders gut im Spiel und Hoffenheim war dem Treffer - zugegeben - näher als grün-weiß. Aber Pizarro ist eben nicht irgendein Stürmer. Er ist nicht der Neueinkauf, der sich erst eingewöhnen muss oder an den sich das Team erst gewöhnen müsste. Pizarro gehört zu Werder und Werder gehört zu Pizarro. Das zeigte seine Ankunft am Bremer Flughafen und das zeigte auch sein Auftreten in Hoffenheim. Anlaufschwierigkeiten? Also bitte..


Es mögen der romantische Moment und das Bauchkribbeln gewesen sein, welche meine Wahrnehmung eventuell etwas trübten, doch nach Pizzas Einwechslung war plötzlich wieder Hoffnung da. Auf und neben dem Platz - spürbar. Der Gästeblock wurde lauter, Werder spielte plötzlich wieder nach vorne. Pizarro wurde gesucht, Pizarro wurde gefunden. Und plötzlich stand es 1:2. Zufall ist das sicher nicht.
Jeder, der mal selber Fußball gespielt hat, weiß, dass es in jedem Team mindestens einen Spieler gibt, in dessen Anwesenheit man sich einfach wohlfühlt. Wenn der auf dem Platz steht, weiß man, dass man sich auf ihn verlassen kann. Dass er weiß, was er tut. Das kann ungemein helfen. Pizarro ist dieser Spieler. Mit seiner Einwechslung kam Werder wieder in Wallungen. Und plötzlich lebte der Geist des alten SV Werder wieder auf. Scheiß auf das Unentschieden und den einen Punkt - wir wollen jetzt gewinnen! Der Spirit, der Werder vor ein paar Jahren zur Topmannschaft machte, schimmerte plötzlich wieder durch. Resultat: Drei Punkte.
Dass dieses Vorgehen auch in die Hose gehen kann, ist keine Frage. Aber Werder wäre nicht Werder, wenn sie es nicht zumindest versuchen würden. Skripnik ist für solcherlei Experimente genau der richtige Trainer. Er hat unter Schaaf gespielt und wir wissen alle, dass es für Thomas nur eine Richtung gab: Nach vorne. Hat heute gut geklappt. Auch dank Pizarro. Dass Skripnik seinen "neuen" Schützling hinterher mit "[...] der ist eben auch eine Legende bei uns" adelt, ist nur gerechtfertigt.


Viel Romantik schwebt dieser Tage durch die Bremer Luft. Jetzt schwingen da auch erst mal für ein paar Tage die drei romantischen Punkte aus Hoffenheim mit umher. Wie viel Wahrheit am Ende in diesem Auswärtserfolg steckt, wird sich nächste Woche gegen Ingolstadt zeigen. Ein Spiel, das du eigentlich gewinnen musst. So ungern ich das auch sage.


Bis dahin,


nur der SVW!

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